Wir leben in spannenden Zeiten
Die sozialen Strukturen, die wir derzeit aufbrechen und einstürzen sehen – lokal, regional und global – entstammen zwei Quellen: den vormodernen traditionellen und den modernen industriellen Strukturen oder Formen des Denkens und Funktionierens. Beide waren in der Vergangenheit angemessen und sinnvoll. Aber in unserer jetzigen Zeit geraten sie gegenüber dem Lauf der Dinge immer weiter aus dem Takt. Wir haben noch nicht gelernt, wie wir unsere jahrhundertealten kollektiven Muster des Denkens, Sprechens und der Institutionalisierung so umschmelzen und umformen können, dass sie den neuen Realitäten entsprechen und angemessen sind. Wenn wir da aus der Fassung geraten, könnten wir weniger zurück und mehr nach vorne blicken. Mich interessieren die Symptome des Zerfalls und des Aufbruchs als Ausdruck eines tiefer liegenden Transformations-prozesses zu etwas Neuem. Der moderne westliche Materialismus funktioniert nur mehr schleppend.
Die Menschen fühlen sich mehr und mehr ihrer Würde, ihrer Lebendigkeit und ihrer Seele beraubt und sehnen sich noch etwas diffus nach etwas Anderem. Aber die Nebel lichten sich. Es ist, wie Václav Havel gesagt hat, so, als ob sich etwas selbst erschöpfe und zerstöre. Aber was erhebt sich nun aus den Trümmern? Wie können wir mit diesen Brüchen umgehen? Was wir sehen, ist, dass sich eine neue Form von Anwesend werden und von Gegenwärtigkeit erhebt (Presencing nach Claus Otto Scharmer). Dieses ‘present’ beginnt sich spontan durch kleine Gruppen und Netzwerke zu entwickeln. Eine soziale Software entsteht, eine andere Qualität der Verknüpfung untereinander im Werden, eine neue Art des miteinander im Sein, und mit dem, was entstehen will. Ein Anwesend- und Präsentseins. Mich interessiert in diesem sozialen Feld Digitalisierung in Verbindung mit Intuition. Mich interessiert Code in Verbindung mit Handwerk. Mich interessiert AI in Verbindung mit Biologie.
Thomas Schneider – code intuitif